Pferdegestützte Therapie und Pädagogik

Was ist das?

Was kann sie?

Pferdegestützte Therapie und Pädagogik meint therapeutische und pädagogische Tätigkeiten, bei denen ein Pferd eingesetzt wird. 

Was heißt das und was passiert nun genau in der Anwesenheit von Pferden? Was macht die Arbeit mit ihnen so wertvoll?

  1. Körperliche Effekte

Die Anwesenheit von Pferden senkt Herzfrequenz und Blutdruck und wirkt beruhigend. Die Bewegung des Pferdes fördert beim Reiter/ der Reiterin eine Regulation des Muskeltonus, schult das Gleichgewicht und die Rumpfbalance, führt zu einer Aufrichtung der Wirbelsäule, und Bewegung aller Muskeln des Bewegungsapparates. Die Durchwärmung der Muskeln fördert eine Entspannung des ganzen Körpers.

  1. Soziale Effekte

Pferde haben eine Eisbrecherfunktion – das meint, sie erleichtern auch schüchternen Menschen die Kontaktaufnahme und das Schließen neuer Bekanntschaften. Das Pferd kann ein gemeinsames Gesprächsthema sein oder ein geduldiger Zuhörer. Es kann dem Zusammenhalt von Familien, Geschwistern und Gruppen neue Energie und positive Richtungen geben.

  1. Psychische Effekte

Pferde sind grundehrlich und Meister der Körpersprache. Sie lesen ihre Gegenüber wie kaum eine andere Tierart, spiegeln Emotionen und Verhalten zuverlässig und können so Rückmeldungen geben zum eigenen Verhalten, der eigenen Körpersprache und emotionalen Verfassung. Das Zusammensein mit Pferden kann zu einer Steigerung der Motivation führen, anregend wirken und depressiven Stimmungen entgegenwirken. Es führt zu permanentem Dazulernen und die Tiere können emotionale Lücken füllen. 

  1. Tiere und Kinder

Kinder lernen im Umgang mit Pferden Verantwortung zu tragen, können ein positives Selbstkonzept entwickeln, Selbstwirksamkeit erleben und Sorgen und Probleme den Tieren anvertrauen. Sie spüren die Nähe und Wärme des Pferdes, fühlen sich getragen und so angenommen, wie sie sind. 

Frühförderung mit Pferd

Bei der Arbeit mit Kindern und Pferden können wir – mit Hilfe des Mediums Pferd – alle Entwicklungsbereiche gleichzeitig ansprechen, die in der Frühförderung zentral sind: motorische, sensorische, kognitive, sprachliche, soziale und emotionale Bereiche. 

Das Pferd wird dabei als Sozialpartner genutzt, der Gefühlslagen stark anspricht. Zudem kann es als Reittier für die motorische und sensorische Schulung genutzt werden. Zusammen mit dem Pferd und in seinem Umfeld können Handlungskompetenzen schon bei kleinen Kindern aufgebaut und Sprache geübt werden. Kinder, die in ihrem normalen Umfeld sehr schüchtern und ruhig sind und kaum sprechen reden auf dem Rücken des Pferdes schon nach wenigen Einheiten oftmals wie ein Wasserfall. 

Kinder können in der Frühförderung mit dem Pferd in der Regel ab ca. 3 Jahren angenommen werden, je nach Körperwachstum des Kindes und den Pferden, die zur Verfügung stehen. Natürlich werden vorhandene körperliche Einschränkungen berücksichtigt. Im Zweifelsfall, insbesondere bei Kindern mit schweren Zerebralparesen (ab GMFCS Level IV), muss eine ärztliche Unbedenklichkeitserklärung vorgelegt werden.

Zum Anschauen

Die vier Teile der sehenswerten Dokumentation „Die heilende Sprache der Pferde“ aus dem Jahr 2011 von Arte/ARD/PRAVDA TV. Link zur Sendungshomepage hier.